Am Samstag, dem 17. Februar 2024, geht der Musikwissenschaftler Dr. Stefan König mit viel Bild- und Tonmaterial auf Spurensuche zu Joachim Raffs gut 100 Liedvertonungen.
Hinter jedem Liederkomponist steht ein eifriger Leser, der sich seine dichterischen Vorlagen aneignet, Strategien für die Textauswahl entwickelt und dabei zu seinem eigenen Stil findet. Auch hinter Joachim Raffs gut 100 Liedern, die über einen Zeitraum von gut 35 Jahren (1847-1882) entstanden sind, verstecken sich deutliche Muster. Unter den von ihm vertonten Dichtern finden sich auch heute noch geläufige Namen wie Johann Wolfgang von Goethe, Heinrich Heine, Joseph von Eichendorff oder dem Dichter der aktuellen deutschen Nationalhymne, August Friedrich Hoffmann von Fallersleben. Aber auch damals populäre und heute weitgehend vergessene Namen oder junge Dichter, die Raff mit der Vertonung ihrer Gedichte fördern wollte, wurden durch seine Vertonungen in die Jetztzeit überliefert. Eine Vertonung ist stets eine Interpretation, eine Auslegung des zugrundeliegenden Texts. Musik und Text gehen oft eine Symbiose ein; zum Teil ergeben sich aber auch feine Spannungen, stärkere Reibungen oder einseitige Ausdeutungen. Und sie erlauben einen wichtigen Blick in den Geschmack nicht nur ihres Komponisten, sondern auch der damaligen Zeit, der uns zum Teil heute fremd geworden ist. Für sein Referat fokussiert sich Stefan König auf Raffs Vertonungen der Dichtungen Emanuel Geibels, dessen Ruhm – man sprach vom Zeitalter Geibels – in der Gegenwart hauptsächlich durch verschiedenste Vertonungen nachhallt.
Jahrelange Raff-Erfahrung
Stefan König, der hauptberuflich am Karlsruher Max-Reger-Institut als wissenschaftlicher Mitarbeiter angestellt ist, arbeitet seit 2016 am Aufbau des Joachim-Raff-Archivs mit, insbesondere an der Erschliessung der Notensammlung und des Online-Portals, und ist heute einer der besten Kenner des Lachner Komponisten. Mehrere Aufsätze zu Raff sind entstanden, die unter anderem Raffs Rolle im Weimarer Musikleben der 1850er-Jahre, sein Verhältnis zum Verlag Breitkopf & Härtel oder seine vielseitige Klaviermusik thematisieren. Zudem gab Stefan König fünf von Raffs Streichquartetten für den Verlag Breitkopf & Härtel heraus und unterstützt die Schriftenreihe des Archivs als Mitherausgeber des ersten Bandes, der noch dieses Jahr erscheinen soll. Im Rahmen der Max-Reger-Gesamtausgabe wurde Stefan König vielfach damit beauftragt, die Herkunft der vertonten Vorlagen dieses Komponisten ausfindig zu machen. Sein auf diesem Weg erworbenes Fachwissen wird er nun auf Raffs Oeuvre anwenden. Zu erwarten ist ein faszinierender Einblick in ein bisher noch wenig erforschter Bereich von Raffs Schaffen. (Severin Kolb)
Joachim-Raff-Archiv, Seeplatz 1, 8853 Lachen, 10:00-11:30
Die Platzzahl ist beschränkt. Bitte melden Sie sich an: info@joachim-raff.ch
Eintritt frei, Kollekte
Flyer zum Download: hier