Trotz Beschränkungen für Besuche des Joachim-Raff-Archivs bis zum 11. Mai und Absage diverser Veranstaltungen bleibt die Joachim-Raff-Gesellschaft aktiv und unternehmungslustig. Diverse erfreuliche Neuigkeiten dürfen vermeldet werden. Ab dem 16. Mai ist das Archiv in Lachen für die Öffentlichkeit wieder geöffnet.
Neuanschaffungen für das Joachim-Raff-Archiv
Eine der ständigen Arbeiten des Vorstands ist es, Exponate rund um Person und Werk von Joachim Raff auf dem Antiquariatsmarkt und auf Auktionen zu verfolgen und soweit wie möglich anzuschaffen. Gleich fünf bedeutsame Sammelstücke konnten so in jüngster Zeit zu den bereits vielen bedeutenden Beständen hinzugefügt werden:
- Anschaffung einer der ersten fotografischen Raff-Portraitaufnahme von Mondel & Jacob, einem Hof-Photografen aus Wiesbaden aus den 1860er-Jahren. Die Portraitaufnahme in ungewöhnlich grossem Format hat auf der Rückseite eine Ausstellungsmedaille aufgedruckt. Diese beinhaltet auf der Vorderseite das Portrait von «Adolph Herzog zu Nassau» und auf der Rückseite die Inschrift: «Allgemeine Nassauische Kunst- und Gewerbeausstellung – dem Verdienste – Wiesbaden 1863». Gerade in dieser Zeit wurde Joachim Raff in Deutschland und darüber hinaus sehr bekannt. Gewann er doch bei der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien mit seiner 1. Sinfonie den ersten Preis, was ihn schlagartig international bekannt machte.
- Ab den 1870er-Jahren wurde Raff auch in Übersee immer wieder aufgeführt. Das Joachim-Raff-Archiv ist nun stolze Besitzerin eines ausführlichen originalen Konzertprogramms aus der Konzertsaison 1892/93 des «Boston Symphonie Orchestras». In der Music Hall von Boston wurden unter Leitung ihres Chefdirigenten Arthur Nickisch (später auch Chefdirigent des Leipziger Gewandhausorchesters) Werke von Carl Goldmark, Max Bruch, Franz Liszt Charles Gounod und eben Joachim Raff gegeben. Auf dem Programm stand seine berühmte «Symphonie No. 3 in F mayor (‘im Walde’), Op 153». Das Programmheft enthält nebst einer ausführlichen Werkbeschreibung auch die Biografie des in Lachen geborenen Komponisten, samt einer Portraitzeichnung von ihm.
- Einer der berühmtesten Dirigenten und Pianisten des 19. Jahrhunderts, Hans von Bülow, war lebenslanger Gefährte und Freund von Joachim Raff. Eben wurde in Hamburg eine Dissertation zum riesigen Briefverkehr dieser beiden Musiker herausgegeben. Es ist den Verantwortlichen des Raff-Archivs gelungen, einen Originalbrief von Hans von Bülow zu erwerben. Der Brief wurde in Wiesbaden, vermutlich im Hause von Joachim Raff geschrieben. Der Empfänger ist Edmund Singer, ein ebenfalls bedeutungsvoller Violinist dieser Zeit, der sehr eng mit Bülow und Raff zusammenarbeitete. Gegen Ende dieses launigen Briefes erwähnt Bülow: «… eben tritt Raff ein – trägt mir herzlichste Grüsse an Sie auf…».
- Ein Ziel des Joachim-Raff-Archivs ist es, sämtliche Werke von Joachim Raff wenn möglich als Autograf oder mindestens als Erstdruck zu besitzen. Es ist gelungen, ein sehr frühes Werk von Raff, den «Valse Mélancolique» op. 24 für Piano, als Erstdruck aus dem Jahre 1846 zu erstehen. Raff war damals 24jährig und in Köln beschäftigt. Auf Empfehlung von Franz Liszt wollte er sich auf den Weg zum Musikverlag Pietro Mechetti in Wien begeben um dort sein Brot zu verdienen. Dort ist das Werk im gleichen Jahr 1846 erschienen.
Auch ein weiterer Originalbrief von Joachim Raff aus dem Jahr 1871 konnte über eine Auktion in Berlin erworben werden. Der Brief enthält eine Korrespondenz mit einer jungen Pianistin, für die er sich für eine Konzertaufführung einsetzte. Raff, der lange als junger Künstler selbst um seine Existenz kämpfen musste, trat später immer wieder für junge Künstlerinnen und Künstler ein, um ihnen den Weg in die Berufswelt zu ebnen. Bald besitzt das Joachim-Raff-Archiv 50 originale Briefe aus der Hand von Joachim Raff.
Kommende Veranstaltungen
Und zuletzt noch eine äusserst erfreuliche Mitteilung aus dem steigenden Konzertangebot mit Raff-Werken:
Kammermusik vom Feinsten am Mittwoch, 28. Oktober 2020, im Kammermusiksaal der Philharmonie Berlin.
Die Bläser der Berliner Philharmoniker führen die Sinfonietta op. 188 von Joachim Raff auf. Dazu gesellen sich das «Londoner Trio No. 1» für zwei Flöten und Fagott von Joseph Haydn, die «Petite Symphonie» für Bläser von Charles Gounod und die «Trois Pièces Brèves» von Jacques Ibert.
Raffs Oper «Dame Kobold» am Regensburger Theater
Im Oktober ist geplant, Raffs komische Oper «Dame Kobold» in Regensburg zur Aufführung zu bringen. Sehr bekannt ist die Ouverture zur Oper. Sie wird regelmässig im Programm von Radio Swiss Classic gesendet und gehört zu den beliebten und vielgespielten Werken des Lachner Komponisten. Intendantin in Regensburg ist die berühmte frühere Mezzosopranistin Brigitte Fassbaender die international bereits in über 70 Opern Regie führte.
Absage der Veranstaltung vom Samstag, 14. Juni 2020
Leider muss Corona bedingt die Veranstaltung im reformierten Kirchgemeindehaus Lachen «Auf den Spuren Raffs am Oberen Zürichsee» abgesagt werden. Das Konzert mit Sybille Diethelm, Fabienne Romer, Basil Vollenweider und David Schwarb wird neu angesetzt.
Die Joachim-Raff-Gesellschaft freut sich, nach den Sommerferien wieder selbst mit einem reichhaltigen Konzertprogramm in Lachen und Umgebung aufzutreten.